Gerhard Weihing

Leserbrief  26.10.2022 an den Reutlinger Generalanzeiger

Die schärfste Waffe im Krieg des „westlichen Verteidigungsbündnisses“ NATO unter Führung der USA ist die mediale Propaganda.

Man muß es deutlich sagen, wer sich die Mühe macht, die geschichtlichen Fakten zur Entstehung des Krieges zwischen Rußland und Ukraine nachzusehen, wird erkennen, daß dieser Krieg nicht mit dem „Überfall/Angriff Rußlands“ begonnen hat, sondern mit einer Vielzahl von Vorentwicklungen ab der Mißachtung der Vereinbarung, daß die NATO sich nicht nach Osten ausweitet.

Wer sich den sehr differenzierten Vortrag von Gabriele Krone-Schmalz bei der VHS Reutlingen angehört hat und der auf Hinweis von Manfred Kober in seinem Leserbrief vom 22.10.22 im Gea auch auf youtube nachzuhören ist, wird diese Sichtweise nachvollziehen können. Ergänzend dazu möchte ich hinweisen auf die geschichtlichen Ausführungen unter anderem von Daniele Ganser, Schweizer Friedensforscher, Willi Wimmer , ehemaliger Staatsekretär im Verteidigungsministerium unter Kohl, Wolfgang Effenberger („Schwarzbuch EU u. NATO,-warum die Welt keinen Frieden findet“) in ihren Büchern und Vorträgen - auch auf youtube noch zu hören.

Ich hätte erwartet, daß der Gea auf diese Veranstaltung mit Frau Krone-Schmalz hinweist, darüber berichtet und ein breiteres Meinungsspektrum zu diesem Krieg zuläßt. Auch von unseren Volksvertretern (und Kommentatoren) )erwarte ich, daß sie die Ausführungen der Obengenannten wenigstens ernsthaft zur Kenntnis nehmen.
Es ist eine ernste Zeit und es geht um die historische Aufgabe unserer Generationen, den Frieden und eine lebenswerte Zukunft zu gewinnen nämlich durch Verhandlungen und nicht mit Waffen. Ökonomisch ist Kriegsverhinderung aufs Ganze gesehen sowieso sinnvoller.

Aktuell sind nach meiner Ansicht die Leidtragenden dieses Krieges die Bevölkerung der Ukraine und Rußlands, aber auch Deutschland und Europa, insbesondere nach den Sanktionen und der Zerstörung der Gasleitungen (Nordstream 2). Profitieren werden die USA, da sie jetzt ihr Frackinggas verkaufen können und weil die deutsche oder europäische Wirtschaft durch die verteuerte Energie nicht mehr konkurrenzfähig ist und Unternehmen auswandern oder aufgekauft werden. 

Es ist für mich sehr verwunderlich, daß diese Zerstörungen in den Medien derzeit kaum ein Thema sind und diesbezüglich Ermittlungserkenntnisse im „Interesse des Staatswohls“ nicht veröffentlicht werden sollen. Daß Rußland seine eigenen Leitungen zerstört entbehrt für mich jeglichen Sinnes Folglich ist daraus zu schließen, daß die Täter im eigenen Kreis der Verbündeten, der „Freunde“ zu suchen sind. Dazu hat Jens Berger auf www.Nachdenkseiten einen interessanten Kommentar geschrieben „Pipelines sprengen unter Freunden geht gar nicht“.

Wenn man in Betracht zieht, wieviele rußlandfeindliche Drohungen, Militärmanöver auch in der Ostsee, Defender 2020 u.a, Truppenverlagerungen in den Osten, Maßnahmen zur militärtauglichen Verbesserung der Verkehrswege Richtung Rußland –alles quellensicher nachzulesen,- in den Jahren vor dem „Angriffskrieg Putins“ stattgefunden haben, dann ist für mich nachvollziehbar, daß sich Rußland in die Enge getrieben und auf dem geschichtlichen Hintergrund der 2 Weltkriege und 27 Millionen Toten bedroht fühlt und es ist für mich unfassbar, daß wir Deutschen uns wieder in einen Krieg gegen Rußland ziehen lassen, wo doch in fast jeder Familie das Leid, der Tod und die Zerstörung im II Weltkrieg tiefe Wunden gerissen hat. 

Wo sind die Politiker die für Friedensverhandlungen eintreten, Waffenlieferungen stoppen und die Ursachen für die Flüchtlingsströme beseitigen?

Ich möchte in einem Land der guten Nachbarschaft leben!